Archiv

Figuren des Unverfügbaren Nächstes Kapitel

Begleittext


Kapitel 4: Unverfügbarkeit und Alltag
Kevin Brodbeck, Nanxinman Cai, Philip Fode, Jonas Langenbrinck, Maike Sander, Maximillian Schäfer, Lars Schiefer, Julian Wirth

Nanxinman Cai

Kevin Brodbeck, Philip Fode, Jonas Langenbrinck

Julian Wirth

Lars Schiefer

Maike Sander

Maximillian Schäfer





Kapitel 4: Unverfügbarkeit und Alltag
Kevin Brodbeck, Nanxinman Cai, Philip Fode, Jonas Langenbrinck, Maike Sander, Maximillian Schäfer, Lars Schiefer, Julian Wirth

Unser Alltag ist von der Unverfügbarkeit geprägt. Sei es im öffentlichen Nahverkehr, der manchmal so vorhersehbar wie das Wetter sein kann oder die Zimmerpflanze, die wir bald durch eine künstliche ersetzen müssen, weil sie aus unerfindlichen Gründen schon wieder eingegangen ist. Ein ganz banaler Moment der Ruhe, der uns nicht vergönnt ist; Das Geld, dass mal wieder nicht für das reicht, was wir eigentlich wollen und das man eigentlich eh viel lieber für gute Zwecke spenden würde, als es für den nächsten Blödsinn auszugeben, der uns im Shopping-TV angedreht wird. Und dann wird man auch noch im Internet beleidigt und der Tag ist mal wieder zum schnöden Alltag geworden, in dem man nichts in der Hand hat. Präsentiert werden die Ausstellungsbeiträge dieses Kapitels im Studio 1 im Obergeschoss der Merz Akademie.

In ihrer Arbeit widmet sich Nanxinman Cai dem Vergleich einer echten mit einer künstlichen Pflanze: Dem Betrachter werden die beiden Pflanzen in unterschiedlichen Zuständen zu verschiedenen Zeiten gezeigt. Die echte Blume fühlt sich weich an, sie wächst und verblüht mit der Zeit. Indessen verändert sich die Kunstblumen nie, sie bleibt immer schön, dafür aber hart, langweilig und leblos. Dieser Vergleich lässt sich als Allegorie zu der Erfahrung lesen, dass sich alles Unverfügbare um uns herum zunehmend zu verflüchtigen scheint. Selbst etwas im Grunde Unverfügbares wie der Schneefall lässt sich heutzutage durch Kunstschnee ersetzen. Doch ist nicht alles Verfügbare langweilig und tot? Und ist es nicht gerade das Unverfügbare, das unser Leben spannend, bunt und lebendig macht?

“Wie viel bist du bereit zu geben?“ fragten Kevin Brodbeck, Philip Fode & Jonas Langenbrinck ihre Familienmitglieder, Freunde, Kommilitonen und Passanten – mit dem Ziel zu erfahren, wie ihre Mitmenschen eigentlich dazu motiviert werden anderen zu helfen. Die aus der Befragung hervorgegangenen Gründe und Motivationen wurden in Form eines Posters mit Infografiken und Diagrammen veranschaulicht, das auf die Zusammenhänge von Lebenssituation und Spendeverhalten aufmerksam machen soll.

In seinem experimentellen Kurzfilm beschäftigt sich Julian Wirth mit der Unverfügbarkeit von Positivität in den sozialen Medien, vor allem in den Kommentarspalten von Facebook & co. Zentral war dabei die Beschäftigung mit dem sogenannten „Trolling“ und die Suche nach dessen Gegenteil. Auf Basis der gefundenen Erkenntnisse entstand eine Art Werbefilm, der die Zuschauer unmittelbar anspricht und dazu auffordert, das Gegenteil von Trolling zu praktizieren.

Lars Schiefer lässt in seinem Beitrag zwei Lebensrealitäten aufeinanderprallen, die gegensätzlicher kaum sein könnten: Einerseits die jener Städter, die sich bequem in öffentlichen Verkehrsmitteln auf ihr Ziel zubewegen und sich dabei über die Dörfler im Stadtverkehr wundern, die nichts auf ihr Auto kommen lassen, egal wie lange sie dort nach Parkplätzen suchen müssen. Und andererseits die Lebensrealität im ländlichen Raum, in dem es zwar an Parkplätzen nicht mangelt, dafür aber an Verbindungen im öffentlichen Verkehr. Mit seinem Poster regt Lars an darüber nachzudenken wie wir uns je nach eigenem Kontext fortbewegen. Und darüber, dass es viele Weisen gibt, von Punkt A nach Punkt B zu gelangen.

In ihrer Arbeit beschäftigte sich Maike Sander mit der Unverfügbarkeit des Glücks. Wahre Zufriedenheit kann nur aus unserem Inneren kommen. Dies ist in unserer schnelllebigen Zeit oft, durch ständige äußere Reize, nicht mehr erreichbar und somit unverfügbar. Als Postkarten gestaltete Impulse sollen eine Rückbesinnung auf das Wesentliche anregen, um uns im Alltag wieder glücklich zu machen. Oft reicht ein kurzer Moment der Ruhe oder ein tiefer Atemzug um unseren Körper und Geist zur Ruhe und in Einklang kommen zu lassen und somit eine gewisse Zufriedenheit zu schaffen, die das erleben von Glücksmomenten wieder möglich macht.

In seinem künstlerischen Beitrag untersucht Maximillian Schäfer ein ganz alltägliches Medium der Unverfügbarkeit: das Geld. Indem er eigene Geldscheine entwickelt und produziert, auf denen ein jeweiliger reeller Gegenwert abgedruckt ist, versucht er eine offene Diskussion über das Geld anzuregen, und damit auch über die Frage was wir eigentlich haben, wollen oder brauchen.