66 Grad Nord

2008

Visuelle Kommunikation

Autoren

Frieder Gold

Julian Jurek

Art

Publikation

Studienrichtung

Visuelle Kommunikation

"66° Nord" war für den Deutschen Fotobuchpreis nominiert

Hyperrealität und die Einflüsse auf die Fotografie – Eine fotografische Expedition

Unsere visuelle Umwelt wird dominiert von konstruierten Bildern, selbst Fotografien zeigen heute oft alles andere als „die Realität“, die sie gleichwohl miterzeugen. Baudrillard fasste jenes fiktive Moment einer zunehmend auswuchernden Quasi-Realität mit dem Begriff der „Hyperrealität“: ein Trugbild aus Simulakren, das, den Vorstellungen ihrer Schöpfer-Ingenieure entsprechend, in unsere Umwelt dringt. Denkt man an die Fotografie, kennen wir alle zahllose Beispiele, etwa das bis zur Perfektion ausretuschierte Modepüppchen, den Jeep, platziert in einer Umgebung, die einem fernen Planeten gleicht, oder die Erdbeerzunge, die sich lasziv Joghurt von der Lippe leckt. Der kreativen Fantasie des Fotografen sind in der digitalen Gesellschaft beinahe keine Grenzen gesetzt.

Spannend ist, dass die beiden Gestalter diese theoretischen Fragen fotografisch von ihrem absoluten Gegenteil her untersuchen. Sie brechen auf in die unberührte Natur Islands, eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen füllen ihr visuelles Reisetagebuch. Auch die ungeschminkte Realität, lehren uns diese Bilder, hat mehr „Hyperreales“ an sich, als man zunächst denken mag. Andere Motive befassen sich mit dem Wechselspiel zwischen real Existierendem und fiktiv Konstruiertem. Die Atem beraubenden Konstruktionen der Natur machen dem Betrachter die erhabene Spannung des (Nicht-)Sichtbaren auf eindrückliche Weise zugänglich.

Gold/Jurek: „Was wir tatsächlich wahrgenommen haben, ist auf unseren Bildern zum Teil so abgelichtet, dass es der Dramaturgie eines Theaterstücks gleicht …“

Der Band wird abgerundet durch ein längeres Interview mit dem Künstler Michael Najjar, der sich als führender Vertreter der Hybridfotografie in seinen Arbeiten seit Jahren mit dem Problemfeld des „Hyperrealen“ in all seinen Varianten beschäftigt.

Frieder Gold, geb. in Schwäbisch Hall, studierte Kommunikationsdesign an der Merz Akademie und schloss mit dem Master of Arts in European Media 2007 ab. Er lebt und arbeitet als Art Direktor in Stuttgart.

Julian Jurek, geb. in Kowary, absolvierte 2007 an der Merz Akademie sein Studium mit dem Master of Arts in European Media. Er gründete 2008 das MANICORN Designbuero und lebt in Stuttgart.