TEACH-IN Nr. 4

Angesichts notorischer Raumnot in der Gänsheidestraße fungierten auch die Privaträume der Villa des Öfteren als Unterrichtsort. Foto: Merz Akademie / Merz Bildungswerk / Merz Schule, 2018

TEACH-IN
Diskursreihe zum Kunst- und Gestaltungstudium
Nr. 4 hrsg. von Martin Fritz und Markus Merz

Jürgen Riethmüller
„ALLES IST RHYTHMUS IM WELTGANZEN“
Zur Aktualität der Erziehungsidee des Reformpädagogen Albrecht Leo Merz

In den vergangenen Jahren gab es wiederholt Anläufe dazu, das Leben und das Werk von Albrecht Leo Merz, dem Gründer des Merz Bildungswerks, umfassender aufzuarbeiten. Doch wie so oft wird gerade das Naheliegende im schnelllebigen Alltag einer Organisation gegenüber anderen Prioritäten übersehen oder zurückgestellt. Zugleich erschien uns im Rückblick eine gewisse Distanz zu den Schriften des Gründers und Vorfahren als stimmiger Ausdruck des Gestaltungswillens der jeweils für die Merz Einrichtungen Verantwortlichen. Hinzu kommt, dass die Quellenlage weiterhin als unübersichtlich einzustufen ist.

Dennoch war es uns wichtig, im Verlauf des Jubiläumsjahres 2018 mit der Arbeit am Leben und Werk von Albrecht Leo Merz voranzukommen. Als erster Schritt begann eine hochschulinterne kritische Relektüre der Schriften von A. L. Merz. Wie sich schnell zeigte, bedürfen die vorliegenden Schriften dringend einer kulturhistorischen Einordnung. Wir sind Jürgen Riethmüller zu großem Dank dafür verpflichtet, umso mehr als er sich dieser Herausforderung neben seinen anderen Tätigkeiten für die Hochschule gestellt hat.

Jürgen Riethmüller weist gleich zu Beginn seines Textes darauf hin, dass A. L. Merz nicht als dominanter Hauptbezugspunkt einer „Merz Pädagogik“ zu sehen ist, dem die aktuelle Lehre und Methodik der Einrichtungen des Merz Bildungswerks verpflichtet wäre, sondern er beschreibt ihn mit feiner Klinge „als eine Art stiller geistiger Pate im Hintergrund, dessen Aphoris­men ab und an in Festreden zitiert wurden“. Wir teilen diese Einschätzung, doch A. L. Merz ist als historischer Impulsgeber und Namenspatron Gegen­stand legitimen geschichts- und bildungswissenschaftlichen Interesses. Wir sind Jürgen Riethmüller daher auch besonders dankbar für die Hinweise auf Leerstellen der Biografie und die daraus sich ergebenden Desiderate in Bezug auf weitere Forschungen. Die entsprechenden Hinweise finden sich ebenfalls gleich zu Beginn seines Textes. Wir hoffen, diese Anmerkungen geben einen Anstoß für zukünftiges wissenschaftliches Interesse.

Mit der Reihe TEACH-IN hat Michael Dreyer als Gesamtherausgeber im Jubiläumsjahr 2018 versucht, Stimmen, Themen und Persönlichkeiten aus Gegenwart und jüngerer Vergangenheit der Merz Akademie zu Gesprächen zu versammeln, idealerweise, um dabei auch in die Zukunft zu blicken. Wir bedanken uns bei Michael Dreyer für die Bereitschaft, auch dieses historisch mehr als ein Jahrhundert zurück­reichende – Sonderheft in die Reihe mitaufzunehmen.

(Aus: Martin Fritz, Markus Merz – Editorial, TEACH-IN, Nr. 4)